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Gäubote 02.12.98:
Die Bilder von Sonja Schulz: Abstrakte
Acryl-Kompositionen lassen Freiraum zur Interpretation
Die Freude am Experimentieren
Jettingen - Warme, intensive Farben in ruhigen, überschaubaren Kompositionen - wer ein Auge für Kunst hat, wird von den Bildern der Unterjettinger Malerin Sonja Schulz angenehm überrascht und verspürt Sympathie für ihre Ästhetik. Es handelt sich fast ausschließlich um abstrakte Malerei, und das erlaubt dem Betrachter, sich ganz auf die Wirkung der Farbflächen zu konzentrieren, Strukturen zu erforschen, einfache Formen nachzusinnen.
VON GABRIELE PFAUS-SCHILLER
Vor sechs Jahren griff Sonja Schulz erstmals zu Pinsel und Aquarellfarben, als sie eher widerwillig einer Freundin in die Malgruppe von Ingrid Zerfass in der Herrenberger VHS gefolgt war. Geringe Erfahrung mit der Malerei lagen schon weit zurück. Schnell stellte sich heraus, da die Eigenschaften der Aquarellfarben nicht ihren Bedürfnissen entsprachen. Erst als sie Acrylfarben ausprobierte, war die Malleidenschaft geweckt.
Spachtel statt Pinsel
Seitdem heißt Freizeit für sie Malzeit, und die gibt es nun, seitdem sie vor zwei Jahren ihre Berufstätigkeit an den Nagel hängte, reichlich. Regelmäßig bildete sie sich in VHS-Kursen weiter, begann schließlich vor etwa zwei Jahren, auszustellen. Nur kurz hielt sie sich bei der gegenständlichen Darstellung von Landschaften auf, und auch den Pinsel legte sie eines Tages aus der Hand: "Der Spachtel ist mein ideales Gerät", hat die Künstlerin entdeckt.
Formen reduzieren sich
So wurde ihre Acrylmalerei, zunächst noch auf Papier, flächig, die
Formen reduzierten sich mehr und mehr. Oft treten Varianten des Vierecks auf, dabei eine
gewisse Strenge und den Wusch nach festen Grenzen verratend. Die Kompositionen sich
einfach und überschaubar, sie wirken ausgewogen und harmonisch.
Faszinierend sind die lebendigen Strukturen der Farbflächen, die Sonja Schulz intensiv
bearbeitet und verändert. Den dafür geeigneten Untergrund schafft sie mit Spachtelmasse,
darauf trägt sie Farbschicht um Farbschicht auf, nutzt den Spielraum aus, den
Beschaffenheit und Wirkung der Farben bietet, trägt kompakt auf oder transparent.
Die Freude am Experimentieren ist offensichtlich: So fügt sie fremde Elemente in die
Acrylbilder ein, zum Beispiel Zeitungen, Negative oder Blattgold. Auch einen Abstecher zur
Malerei auf Seide und Porzellan bereicherte den künstlerischen Werdegang von Sonja Schulz,
kürzlich widmete sie sich ausführlich der Technik der Dekalkomanie. Dabei wird Tusche
auf Glas aufgetragen, anschließend ein Abdruck auf glattes Papier erstellt, wobei
vertraute wie auch überraschende Effekte und unerwartete Details und Formen entstehen.
Die Freude am Experiment führte sie schließlich auch zur Holztafel als Basis für ihre
Arbeit mit Acryl. Damit fühlt sie sich nun besonders wohl: "Da kann ich gut drauf
herrumschaffen, das hält einiges aus", erzählt sie. Da wird gekratzt, gespachtelt und
dick übereinander geschichtet, erhalten Teile von Türen, Latten eines Gartenzauns oder
einfach Holzplatten ein besonderes, farbiges Gesicht.
Rauhe Vorbilder
Oft spiegeln die Farbflächen das rauhe und unregelmäßige des
natürlichen Vorbilds wider, auch indianische Motive sind zu entdecken. Immer fallen die
warmen herbstlichen Farben auf, erdige Töne von Orange bis Rot, kombiniert mit angenehmen
Blauschattierungen. Hier klingenwohl auch die Farben an, die sie auf ihren zahlreichen
Reisen - vorzugsweise nach Australien - in der Natur entdeckt. Aufgenommen mit dem inneren
Auge und mit dem Fotoapparat werden sie dann Zuhause in abstrakten Kompositionen
nachempfunden.
Einige Ausstellungsorte weist die Vita der Unterjettinger Malerin bereits auf: Eine
Galerie in Nagold, ein Hotel in Lauterbad, zur Zeit hängen ihre Bilder in der Volksbank
in Pfalzgrafenweiler, im nächsten Jahr wird Sonja Schulz mit ihren Werken im Kurhaus in
Freudenstadt zu sehen sein.