Gäubote  02.11.99:

Ausstellung von Sonja Schulz im Haslacher Rathaus: Die Jettingerin gestaltet ihre Bilder abseits der gngigen Klischees

Bilder ohne Titel sprechen ihre eigene Sprache

Leider nur wenige Tage war die Ausstellung der Jettingerin Sonja Schulz im Haslacher Rathaus zu sehen: Die bei Freudenstadt geborene Künstlerin malt Abstraktes mit bemerkenswerter Farbwirkung. Die Vernissage am Samstag war bestens besucht, bis Montag wurden die Bilder gezeigt.


VON THOMAS MORAWITZKY


Zu malen begann Sonja Schulz vor nunmehr acht Jahren geradezu versehentlich: Eine Bekannte, die nicht alleine zur Volkshochschule gehen wollte, hatte sie ohne ihr Wissen zu einem Kurs angemeldet, ein Streich mit ungeahnten Folgen: In den nächsten Jahren besuchte Sonja Schulz VHS-Kurse bei Ingrid Zerfaß, Wolfgang Bochum und nunmehr Ute Renz, die ihr, wie sie berichtet, eine ganz neue Sehweise eröffnet hat. Bereits im Januar waren Bilder von Sonja Schulz in der Herrenberger Volkshochschule im Rahmen der Gruppenausstellung von Ute Renz' "Meisterklasse" zu sehen, im August präsentierte sie einige Arbeiten in Freudenstadt. In Haslach fand nun ihre erste Einzelausstellung mit Vernissage statt.
Ein Werdegang, der angesichts ihrer Arbeiten mehr als erstaunt: Sonja Schulz gestaltet ihre Bilder vollkommen frei, überlässt sich dabei ganz ihrem Gefühl und erschafft so Wirkungen von verblüffender Sicherheit, vollkommen abseits aller abstrakten oder figurativen Klischees. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht deutlich die Farbe, die in ihren Bildern oft eine große Materialitt und Schwere verleiht, was die Künstlerin zusätzlich betont, indem sie ihren Flächen durch Auftragen von plastischem Material und dessen Bearbeitung Struktur verleiht. Im Zentrum des Bildes findet sich dabei häufig eine quadratische oder rechteckige Form, durch starke Kontraste bekommen die Arbeiten Tiefenwirkung. "Irgendwie bin ich halt eckig", sagt die Künstlerin, "ich löse zwar das wieder auf, aber eine eckige Form ist trotzdem immer drin.
Von dieser Grundstruktur weicht sie nur selten ab, und wenn, dann taucht in ihren Bildern beispielsweise ein Kreuz auf, das nicht für religiöse Inhalte steht, sondern die Last, die jeder im Leben zu tragen hat, symbolisiert - was Sonja Schulz in einem
Fall auch in ein Bild hineingeschrieben hat: "Jeder trägt sein eigenes Kreuz."
Bei einer anderen Arbeit ließ sie sich von den Linien ihrer Hand inspirieren: Sich überkreuzende Linien in Blau und Grn zeigt dieses Bild, "Verschlungene Wege", sagt die Künstlerin, könne es heißen, trüge es einen Namen. Aber es ist, wie alle Arbeiten von Sonja Schulz, "Ohne Titel", - Ein solcher, findet sie, würde nur ablenken, vom Bild, das immer seine eigene Sprache spricht.
Lieblingswerkzeug der Künstlerin ist nicht etwa der Pinsel, sondern ein Spachtel, von der Sorte die eher für gröbere handwerkliche Arbeiten gedacht sind. Mit ihm trägt sie Farbe auf und schabt sie wieder ab. Auch Sand und Spachtelmasse finden in ihren Bildern Verwendung, sie verarbeitet die Farbe kratzend, reibend, sprühend, vermischend.

Alles wird verarbeitet

Sehr gerne fügt Sonja Schulz auch Papiere in ihre Bilder ein: Seidenpapiere, chinesische Papiere, "schöne Papiere", wie sie selbst sagt, aber auch alte Briefe, zerschnitten oder zerrissen, und Buchumschläge, die sie dann wieder übermalt, verfremdet und in ihre Komposition integriert. All dies wird mit KIebstoff oder Farbe auf dem Bild angebracht. Auch Blattgold gehrt zu den bevorzugten Materialien der Künstlerin: "Ich benutzte alles, was mir in die Finger kommt", erklärt sie.
In einem Fall war dies auch eine Tageszeitung aus China: In diesem Bild irren fernöstliche Schriftzüge und Werbegrafiken zwischen den gewohnt bewegten Farbflächen umher - ich mag Reklameschilder", sagt Sonja Schulz.
Einige ihrer Malereien heben sich durch ruhige, monochrome Farbgebung vom Rest ab, so zum Beispiel ein mit verschiedenen Blautönen ausgefülltes Quadrat auf einer zwei Meter großen Leinwand - hier ließ sich Sonja Schulz von östlichen Meditationstechniken inspirieren und machte sich auf die Suche nach Ruhe und Ausgewogenheit.