Schwarzwälder Bote 28.03.2011:

Immer für Überraschungen gut

Sonja Schulz zeigt in der VHS innovative Werke aus Wachs
Von Barbara Renning

Nagold. Was so leicht, manchmal geradezu verspielt daher zu kommen scheint, ist immer wieder (Zustands-)Ergebnis eines langen Auseinandersetzens mit verschiedenen Materialien, vor allem dem einen: Wachs. Und in allem ist Sonja Schulz' lange künstlerische, experimentelle Erfahrung und Freude am Entdecken neuer Wege zu spüren.Laudatio von Muriel Shah
Vor wenigen Tagen wurde die jüngste von bisher vielen Ausstellungen der Wahl-Jettingerin mit ungewöhnlich vielen Gästen, darunter Wegbegleitern und Kollegen aus Kunstvereinen, in der VHS eröffnet. Kein Wunder: Sonja Schulz ist immer wieder für Überraschungen gut. Vor etwa 20 Jahren widmete sie sich noch der Aquarellmalerei, »tauschte dann aber bald Pinsel gegen Spachtel«, so Muriel Shah in ihrer Laudatio, weil sie lieber »aus dem Bauch heraus« gestalten wollte.
Die dann länger praktizierte Technik in Acryl war für Sonja Schulz nur ein Übergang, auch wenn sie darin schon gerne experimentierte. Den zündenden Impuls für die aktuelle Technik bekam die Kunstschaffende durch Kollegen, auch im Kunstverein Herrenberg, zu dessen Gründungsmitgliedern sie vor zehn Jahren zählte. 2006 begann Sonja Schulz, immer wieder neugierig auf neue Wege, durch Kurse in der Akademie Schloss Rotenfels im badischen Gaggenau, wo sie die dort gelehrte, uralte Technik der Arbeit mit Wachs studierte, als »ihres« zu entwickeln.
Die im Mittelalter praktizierte, dann in Vergessenheit geratene Technik, flüssiges Bienenwachs als Trägermaterial für Farbpigmente, Sand oder Feinstaub wie Rost oder Asche zu nutzen, reizt die 64Jährige immer wieder aufs Neue. Für ihre Kreationen verwendet sie vorwiegend Papier von der Teebeutelpapierrolle, auch Seidenpapier oder Japanpapier, schafft mit vielen Schichten Tiefe und Struktur, integriert Schriftzeichen oder Materialien wie Bananenschalen, immer wieder mit flüssigem Wachs sowohl fixiert, wie wieder veränderbar Wie das Trägermedium Wachs auch auf die Temperatur bereits Geschaffenem reagiert, ist für
Sonja Schulz nur eine Herausforderung mehr. Es passiert oft, dass sie entstandene Arbeiten nach einiger Zeit wieder umgestaltet. Gianluca Schröder begleitete die Vernissage musikalisch mit eher leisen Tönen durch Gitarre und Gesang. Wer die Wachstechnik kennen lernen will, kann sie in einem Kurs mit Sonja Schulz am 8./9. April in der Jugendkunstschule der VHS ausprobieren.