Immer für Überraschungen gut
Sonja Schulz zeigt in der VHS
innovative Werke aus Wachs
Von Barbara Renning
Nagold.
Was so leicht, manchmal geradezu verspielt daher zu kommen scheint,
ist immer wieder (Zustands-)Ergebnis eines langen Auseinandersetzens mit
verschiedenen Materialien, vor allem dem einen: Wachs. Und in allem ist Sonja
Schulz' lange künstlerische, experimentelle Erfahrung und Freude am Entdecken
neuer Wege zu spüren.
Vor wenigen Tagen wurde die jüngste von bisher vielen Ausstellungen der Wahl-Jettingerin
mit ungewöhnlich vielen Gästen, darunter Wegbegleitern und Kollegen aus
Kunstvereinen, in der VHS eröffnet. Kein Wunder: Sonja Schulz ist immer wieder
für Überraschungen gut. Vor etwa 20 Jahren widmete sie sich noch der
Aquarellmalerei, »tauschte dann aber bald Pinsel gegen Spachtel«, so Muriel Shah
in ihrer Laudatio, weil sie lieber »aus dem Bauch heraus« gestalten wollte.
Die dann länger praktizierte Technik in Acryl war für Sonja Schulz nur ein
Übergang, auch wenn sie darin schon gerne experimentierte. Den zündenden Impuls
für die aktuelle Technik bekam die Kunstschaffende durch Kollegen, auch im
Kunstverein Herrenberg, zu dessen Gründungsmitgliedern sie vor zehn Jahren
zählte. 2006 begann Sonja Schulz, immer wieder neugierig auf neue Wege, durch
Kurse in der Akademie Schloss Rotenfels im badischen Gaggenau, wo sie die dort
gelehrte, uralte Technik der Arbeit mit Wachs studierte, als »ihres« zu
entwickeln.
Die im Mittelalter praktizierte, dann in Vergessenheit geratene Technik,
flüssiges Bienenwachs als Trägermaterial für Farbpigmente, Sand oder Feinstaub
wie Rost oder Asche zu nutzen, reizt die 64Jährige immer wieder aufs Neue. Für
ihre Kreationen verwendet sie vorwiegend Papier von der Teebeutelpapierrolle,
auch Seidenpapier oder Japanpapier, schafft mit vielen Schichten Tiefe und
Struktur, integriert Schriftzeichen oder Materialien wie Bananenschalen, immer
wieder mit flüssigem Wachs sowohl fixiert, wie wieder veränderbar Wie das
Trägermedium Wachs auch auf die Temperatur bereits Geschaffenem reagiert, ist
für
Sonja Schulz nur eine Herausforderung mehr. Es passiert oft, dass sie
entstandene Arbeiten nach einiger Zeit wieder umgestaltet. Gianluca Schröder
begleitete die Vernissage musikalisch mit eher
leisen Tönen durch Gitarre und Gesang. Wer die Wachstechnik kennen lernen will,
kann sie in einem Kurs mit Sonja Schulz am 8./9. April in der Jugendkunstschule
der VHS ausprobieren.